Die Akteure: Erbgroßherzog Nikolaus Friedrich Peter von Oldenburg und Reinhard von Dalwigk zu Lichtenfels

Reinhard Ludwig Karl Gustav Freiherr von Dalwigk zu Lichtenfels

Geboren: 21. Januar 1818 in Kassel,

Gestorben: 3. Juni 1897 in Welheiden bei Kassel

Reinhard Dalwigk zu Lichtenfels besuchte das Gymnasium in Bielefeld und studierte anschließend Jura in Heidelberg und Marburg. 1847 trat er in den Oldenburgischen Hofdienst ein und nahm am Krieg gegen Dänemark teil. 1850 wurde er Kammerherr und Kavalier des Erbgroßherzogs Nikolaus Friedrich Peter. Er reiste mit ihm 1850 bis 1851 nach Italien, Griechenland und in die Türkei und erwarb das Vertrauen des Erbgroßherzogs, der ihm nach seinem Regierungsantritt wichtige Funktionen übertrug. Dalwigk hatte künstlerische Begabungen und organisierte das kulturelle Leben in Oldenburg mit. Sein besonderer Verdienst ist die Reorganisation des Oldenburgischen Theaters, das noch in der Gegenwart als Oldenburgisches Staatstheater eine sehr wichtige Rolle spielt.(1)

 

Nikolaus Friedrich Peter von Oldenburg

Geboren: 8. Juli 1827 in Oldenburg

Gestorben: 13. Juni 1900 in Rastede

Nikolaus Friedrich Peter von Oldenburg regierte als Peter II. von 1853 bis 1900 und war damit der am längsten regierende Herzog von Oldenburg. 1850 bot der Zar von Russland ihm die dänische Krone an, die der Erbgroßherzog aus außenpolitischen Gründen ablehnte, obwohl sein Vater den Plan des Zaren unterstützte. Die Schleswig-Holsteinische Frage war schon sehr brisant und sollte den späteren Großherzog noch lange beschäftigen.(2) Letztendlich ging es um den Fortbestand des Großherzogtums Oldenburg, das von Preußen und dem Königreich Hannover abhängig war. 1851 konnte der Erbgroßherzog endlich seine Reise beginnen und genoss die Freiheit. Diese Reise hat seine spätere Kulturpolitik maßgeblich beeinflusst. Reisebegleiter waren seine Mentoren Dalwigk und Wilhelm von Beaulieu-Marconnay.(3)

 

Otto Friedrich Ludwig von Wittelsbach

Geboren: 1. Juni 1815 in Salzburg

Gestorben: 26. Juli 1867 in Bamberg

Otto Friedrich Ludwig von Wittelsbach wurde auf Betreiben von mit Griechenland verbundenen Kreisen in Bayern ("Phihellenen" genannt), insbesondere des berühmten Philologen Friedrich Thiersch und seines Vaters Ludwig, als griechischer König berufen. Otto war für die Großmächte ein geeigneter Kandidat, der aufgrund der Größe des Landes keine Interessenskonflikte auslösen konnte. Gerade von dem Osmanischen Reich befreit, unterstützte der griechische Freiheitskämpfer und Volksheld Kapodistra die Bewerbung. Otto, zunächst noch minderjährig, wurde von der griechischen Nationalversammlung am 8. August 1832 staatsrechtlich anerkannt. Am 1. Juni 1835 übernahm er volljährig die Regierung. Durch seine Heirat mit Amalie von Oldenburg gewann er eine Partnerin, die für die damalige Zeit recht emanzipiert war. Das Paar blieb kinderlos - ein schlechtes Omen für die Bevölkerung. Innenpolitisch zerrissen und durch ständige Aufstände geschwächt war Griechenland kaum regierbar. Im Oktober 1862 brach wieder ein Aufstand durch das Militär aus. Amalie befürwortete ein militärisches Eingreifen, aber Otto verzichtete darauf. Sie verließen das Land ins Exil nach Bamberg. Otto, der wie Amalie fließend griechisch sprach, gab bis zu seinem Tode die Hoffnung auf eine Rückkehr nicht auf.(4, 5)

 

Amalie Königin von Griechenland geb. Prinzessin von Oldenburg

Geboren: 21. Dezember 1818 in Oldenburg

Gestorben: 20. Mai 1875 in Bamberg

Prinzessin Amalie von Oldenburg heiratete König Otto von Griechenland. Sie war das älteste Kind des Großherzogs Paul Friedrich August und seiner ersten Frau Adelheid von Anhalt-Bernburg-Schaumburg-Hoym. Amalie war wohl eines der bedeutensten Mitglieder des Hauses Oldenburg. Sie schuf während des Regierungszeit Ottos den Schlosspark von Athen, gründete Frauenvereine und das Mustergut Heptalophos und engagierte sich in der Verbesserung der Land- und Forstwirtschaft. Sie war Stellvertreterin ihres Ehemannes und regierte mehrere Monate während seiner Abwesenheit. Sie war sehr sportlich und eine gute Reiterin. Der Historiker Hermann Lübbing beschrieb sie: „Kenner der Politik waren sich darin einig, dass sie ihren Gatten geistig weit überragte." Ihre Schönheit wurde anfangs vom griechischen Volk gerühmt und erleichterte dem König den Einstand in die Politik. Sie konnte aber wie ihr Ehemann die schweren innen- und außenpolitischen Konflikte nicht beherrschen. So musste das Paar 1861 das Land verlassen und ins Exil nach Bamberg gehen.(6, 7)

 

Wilhelm Freiherr von Beaulieu-Markonnay

Geboren: 19. Mai 1786 in Celle
Gestorben: 30. Juni 1859 in Oldenburg

Wilhelm Freiherr von Beaulieu-Markonnay studierte Jura und Philosophie in Leipzig und Heidelberg und trat 1809 in den Oldenburgischen Staatsdienst ein. Er wurde mit außenpolitischen Aufgaben betraut. Unter anderem regelte er vertraglich die Unterstellung des Gebietes Kniphausen unter die oldenburgische Oberhoheit und die Übertragung des Erbrechtes Jever vom Haus Romanows auf den Großherzog. Nach dem Tode des Oldenburgischen Grafen Anton Günther 1667 erbte das Haus Anhalt-Zerbst die Herrschaft Jever. Nach Aufteilung der Anhalt-Zerbster Güter fiel der Besitz über Katharina II., die Schwester des letzten Fürsten von Anhalt-Zerbst, an das Haus Romanow. 1818 übertrug Zar Alexander I. die Herrschaft an Oldenburg.(8) Er scheiterte aber an den Verfassungsreformen um 1848 und reichte seinen Rücktritt ein. Nachdem dieses von Großherzog Paul Friedrich August angenommen worden war, bat Beaulieu-Markonnay ihn, den Erbgroßherzog auf seiner Reise begleiten zu dürfen, da er Rom sehr gut kannte und sich dort schon längere Zeiten aufgehalten hatte. Die strapaziöse Reise hat der Freiherr trotz seiner 67 Jahre wohl gut überstanden, denn er heiratete im November des Jahres die 35 Jahre alte Isabelle von Förster in 2. Ehe.(9)

 

1 Hans Friedl, Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg, Oldenburg 1992, S. 139 f.

2 Die Schleswig-Holsteinische Frage: Das heutige Gebiet südlich von Kolding, Dänemark, bestand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus den großen Herzogtümern Schleswig im Norden und Holstein im Süden sowie weiteren kleinen Herzogtümern (unter anderem Gottorp). Einige Landesteile wurden in einer Personalunion von Dänemark verwaltet. Auf Drängen der Eiderdänen sah sich der dänische König genötigt Schleswig zu annektieren. Es kam zum Aufstand der deutschsprachigen Bevölkerung, die 1848 in einen deutsch-dänischen Krieg unter Beteiligung preußischer und anderer deutscher Truppen mündete. Nach dem Sieg der Schleswig-Holsteiner wurde unter Beteiligung der Großmächte ein Waffenstillstand am 26. August 1848 in Malmö geschlossen. Damit war die Schleswig-Holsteinische Frage noch lange nicht gelöst. Weitere Kriege folgten — zuletzt 1866, der die europäische Staatenlandschaft veränderte, unter anderem durch die Annexion des Königreichs Hannovers durch Preußen. Erbgroßherzog Nikolaus Friedrich Peter aus dem Hause Gottorp war mit dem dänischen Königshaus dynastisch verbunden. Der dänische König Friedrich VII. hatte keine Nachkommen und so wurde vom russischen Zarenhaus (Romanov-Holstein-Gottorp)  der verwandte Gottorper als Thronfolger vorgeschlagen, der die Thronfolge in einem Memorandum am 7. September 1850 abschlug.  (Andreas Lombard, Ruf auf den dänischen Thron,  in: Geschichte des Oldenburger Landes, Oldenburg 2014, S. 120 und Gerhard Köbler, Historisches Lexikon der Deutschen Länder, München 1995,  S. 555 ff.)

3 Hans Friedl, Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg, Oldenburg 1992, S. 523 f.

4 Karl Theodor von Heigel, Otto König von Griechenland, in: Allgemeine Deutsche Biographie, hrsg. von der Historischen Kommission der Bayrischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 24 (1887), S. 691-699.

5 Vana Busse, Otto und Amalie — zwei Philhellenen auf dem griechischen Thron, in: Amalie 1818-1875, hrsg. vom Kunst und Kulturkreis Rastede e.V., Oldenburg 2004, S. 19-28.

6 ebenda

7 Hermann Lübbing, Amalie, in: Otto zu Stolberg-Wernigerode, Neue Deutsche Biographie, Bd.1, Berlin 1953, S. 273.

8 Gerhard Köbler, Historisches Lexikon der deutschen Länder, München 1995, S. 291-292.

9 Hans Friedl, Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg, Oldenburg 1992, S. 53-53.