Fundstück: Zylinder

Des Bürgermeisters Zylinder aus der Langen Straße

Text: Claudius Mertins

Ein besonderes Fundstück aus der Sammlung des Stadtmuseums ist ein Zylinder, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts gefertigt wurde. Die Innenseite des Hutes ist mit einem Siegel der Fa. W. Bensel versehen. Die Firma W. Bensel betrieb zu jener Zeit in der Langen Straße 25 und 33 vermutlich nacheinander zwei Ladengeschäfte für Pelzwaren und Hüte. Im Adreßbuch der Residenzstadt Oldenburg mit Vororten von1901 wird die Geschäftsadresse von W. Bensel in den Rubriken Kürschner und Mützenmacher sowie Hutfabrikanten und Huthandlungen mit „Langestr. 33“ angegeben. Spätere Annoncen in der Zeit von 1919 bis 1923 in den Nachrichten für Stadt und Land weisen das Geschäft mit der Adresse „Langestraße 25“ aus.

Eine Postkarte von 1909 zeigt auf der linken Seite im Vordergrund ein Schild mit der Aufschrift „W. Bensel, Kürschner“. Aufgrund der Lage gegenüber vom späteren Fahrradgeschäft  Munderloh, ist davon auszugehen, dass es sich hierbei eher um die Hausnummer 25 handelt.

Neben dem Siegel der Fa. W. Bensel ist an der Innenseite des Hutes der Name „M TOM DIECK“ eingestanzt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit lässt sich der Zylinder daher dem ehemaligen Oldenburger Bankdirektor und Oberbürgermeister namens Max Wilhelm Eduard tom Dieck zuordnen, der von 1869 bis 1951 in Oldenburg lebte und arbeitete. Dieck war unter anderem Vorsitzender des Gewerbe- und Handelsvereins und betätigte sich auf politischer Ebene als oldenburgischer Landtagsabgeordneter für die Fortschrittliche Volkspartei (FVP). Während der Zeit der Weimarer Republik engagierte sich Dieck in führender Position bei der oldenburgischen Deutschen Demokratischen Partei und war 1931-1933 Mitglied des Stadtrates. Dort wurde der Politiker nach dem 2. Weltkrieg von der der Britischen Militärregierung wieder eingesetzt. Am 28.11.1945 wurde Max tom Dieck einstimmig zum Oberbürgermeister Oldenburgs gewählt, verlor dieses Amt als Kandidat der FDP jedoch bereits ein Jahr später an den CDU-Kandidaten Walter Diekmann.