Fundstück: Reservistenflasche

Flasche eines Reservisten aus den 1890er Jahren

Text: Franziska Boegehold-Gude

Streitkräfte eines Staates werden bei Bedarf durch Reserve-Truppen unterstützt. Reservisten sind hierzulande ausgebildete Soldaten, z. B. über die Wehrpflicht (bis 2011), oder ehemalige Zeit- und Berufssoldaten. In der Sammlung des Stadtmuseums befinden sich eine Reihe persönlicher Erinnerungsstücke an die Militärzeit von Reservisten, vor allem aus der Kaiserzeit Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Dazu gehörten traditionell Krüge, Pfeifen, Stöcke und Flaschen mit Sprüchen und teilweise personalisierten Beschriftungen. Außerdem gehörte ein Gruppenfoto der Einheit zu dieser Erinnerungskultur, auf dem die Reservisten solche Utensilien bei sich trugen.

Ein solches Erinnerungsstück ist die Glasflasche in einem Metallmantel für einen unbekannten Reservisten des Oldenburger Infanterie-Regiments Nr. 91. Auf beiden Seiten befinden sich markige Sprüche, wie „Ich diente treu dem Vaterland Raus aus Oldenburg i.Gr.“, „Kümmel mit Rum die Dienstzeit ist um“ oder „Reserve hat Ruh! Weine nicht ich komme bald wieder! Ach wenns nur wahr wäre!“. Ein kleiner Zierbeschlag zeigt Friedrich August, den letzten Großherzog von Oldenburg.

Woher kommen diese Erinnerungsstücke in unserer Sammlung? Oldenburg hat eine lange Militärtradition. Als die Stadt im 18. Jahrhundert unter dänischer Herrschaft stand, wurde sie zu einer Festung ausgebaut. Im anschließenden Herzogtum wurde sie dann zu einer Garnison. Hier waren militärische Einheiten und Dienststellen stationiert und fortan prägte das Militär das Stadtbild mit. Das galt bis in die jüngste Vergangenheit. 

Die größte in Oldenburg stationierte Truppenabteilung während des Kaiserreichs war das Infanterie-Regiment Nr. 91 (Infanterie: zu Fuß kämpfende Soldaten). Hier hat auch der unbekannte Reservist seine militärische Ausbildung durchlaufen, dessen Andenken das Stadtmuseum bewahrt. Möglicherweise wurde der Unbekannte mit dem Ersten Weltkrieg vom Reservisten zum aktiven Soldaten. Tausende Reservisten aus Oldenburg und dem Umland meldeten sich freiwillig, um ihrer „vaterländischen Pflicht“ nachzukommen – und viele verloren dabei ihr Leben.