Fundstück: Löwen-Skulpturen
Mehrfacher Umzug
Text: Franziska Boegehold-Gude
Die beiden Löwen-Skulpturen waren ursprünglich Teil eines Brunnens, der 1874 auf dem Oldenburger Marktplatz errichtet worden war. Auf den ersten Blick wirken die beiden Figuren beinahe identisch. Allerdings halten die Löwen unterschiedliche Wappen in ihren Vorderpfoten. Einer präsentiert das Wappen der Stadt Oldenburg (Stadtmauer mit Mittelturm, zwei Seitentürmen und Schild der Grafen im Torbogen). Der andere Löwe hält das Wappen des Großherzogtums, das zur Zeit der Errichtung des Brunnens die Regierungsform in Oldenburg war. Der viergeteilte Schild mit Spitze enthält die Wappen der Teilgebiete Oldenburg, Delmenhorst, Lübeck, Birkenfeld und Jever.
Baumeister des Brunnens war der Hofbildhauer und Hofmodelleur Heinrich Boschen (1841-1917), der unter anderem die beiden Sphingen an der großen Freitreppe vor dem Landesmuseum für Natur und Mensch gefertigt hat. Der Brunnen war ein dekoratives Element mitten auf dem Marktplatz und wurde von der Oldenburgischen Spar- und Leihbank (heute OLB) gestiftet. Er diente aber auch vielen Einwohnerinnen und Einwohnern als Quelle für den täglichen Trinkwasserbedarf und vermutlich auch zum Tränken der Pferde beispielsweise an Markttagen. (Trink-)Wasser kam damals noch nicht aus der Leitung. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden immer mehr öffentliche Orte mit elektrischer Beleuchtung ausgestattet. Auch auf dem Marktplatz wurde ein großer Kandelaber (Leuchter) errichtet für die Straßenbeleuchtung. Dafür musste der Brunnen weichen und wurde 1909 abgerissen.
Die Löwen-Skulpturen sind beim Brunnenabriss erhalten geblieben und kamen irgendwann auf bisher ungeklärtem Weg ins Stadtmuseum. Sie waren dann zeitweise auf den Treppensockeln der sogenannten Jürgen`schen Villa am ehemaligen Eingang des Museums in der Raiffeisenstraße aufgestellt. Nachdem der Zahn der Zeit sehr an den Skulpturen genagt hatte und zudem der ehemalige Museumseingang seine Funktion verloren hatte, wurden die Löwen eingelagert. Heute befinden sie sich im Außendepot des Museums. Über den Verbleib der anderen Brunnenskulpturen und Bauteile ist im Stadtmuseum nichts bekannt.