Fundstück: Lageplan Gauforum Oldenburg

Geplantes Zentrum der Macht

Text: Franziska Boegehold-Gude

Wenn es nach dem Willen der nationalsozialistischen Führung gegangen wäre, sähe das Gesicht Oldenburgs heute an einigen Stellen deutlich anders aus. Deutschland war zur Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) in 43 Gaue unterteilt. In 36 Gauhauptstädten sollten Gebäude-Ensembles errichtet werden zur Repräsentation und Propaganda der nationalsozialistischen Partei. Oldenburg gehörte als Hauptstadt des Gaus Weser-Ems zu diesen ausgewählten Städten. Unter der Führung des Gauleiters Carl Röver (1889-1942) wurden Pläne zur Umgestaltung der Stadt vorangetrieben. Für Oldenburg als die Gauhauptstadt mit der am längsten im Amt befindlichen nationalsozialistischen Landesregierung war es selbstverständlich, von den Möglichkeiten Gebrauch zu machen, die ein Gesetz über die Neugestaltung deutscher Städte seit 1937 bot.

Es wurden verschiedene Optionen erwogen. Zunächst war geplant, die gesamte Innenstadt abzubrechen, um ein neues Zentrum zu errichten. Von diesem Gedanken wurde aber schnell wieder Abstand genommen. Bei dem Bau eines Gauforums sollte es eher darum gehen, dem historischen Stadtkern ein modernes Zentrum gegenüberzustellen. Die zweite Planung benannte das Dobbengelände rund um den ehemaligen Landtag als möglichen Ort für das Forum. Es wurden ausführliche Pläne erstellt, wie das Fundstück aus der Museumssammlung zeigt.

Die Karte von 1940 zeigt schwarz eingezeichnet die geplanten Bauvorhaben. Es finden sich alle Elemente entsprechend den baulichen Vorgaben für ein Gauforum wieder: Halle, Gauhaus, Verwaltungsbauten, (Aufmarsch-)Platz. Im Plan ist lediglich ein vorgegebener Glockenturm nicht separat ausgewiesen. Neben der in verschiedenen Verwaltungsgebäuden und dem Gauhaus zentrierten Macht kam der „Halle der Volksgemeinschaft“ eine besondere Bedeutung zu. Sie sollte als kultischer Ort dem „Volk“ dazu dienen, sich gemeinsam auf das Regime und die Führungsfigur Adolf Hitler einzuschwören. Auf dem Plan ist vermerkt, dass die Halle in einer Größenordnung für 20.000 Personen gebaut werden sollte.

Zur Umsetzung dieses Plans kam es jedoch nicht. Das Dobbengelände wurde Ende 1940 als Gauforum wieder verworfen. Laut Aussage von Carl Röver wegen „häufiger Nebelbildung“ in diesem Viertel. Es haben sicher auch andere Gründe dazu geführt, dass schließlich die Nordstadt zwischen Pferdemarkt und Flötenteich als geeignetes Gelände ausgewiesen wurde. Hier konnte das neu geplante Rathaus auf dem Pferdemarkt über die repräsentativ ausgebaute Nadorster Straße mit dem neuen Gauforum verbunden werden. Aber auch zur Realisierung dieses Vorhabens kam es nicht. Die Planungen wurden 1942 eingestellt, nachdem sämtliche Kräfte – personell und materiell – auf das Kriegsgeschehen konzentriert wurden. Das einzige Gauforum wurde übrigens in Weimar realisiert. In allen anderen Städten blieb es bei Planungen.