Fundstück Hufeisen

Hufeisen aus der Schmiede am Lappan

Text: Franziska Boegehold-Gude

Jede Oldenburgerin und jeder Oldenburger kennt den Lappan, das Wahrzeichen der Stadt. Heute liegt der 1467/68 gebaute Turm an einem der belebtesten Orte der Stadt. Rückwärtig schließt sich die zentrale Stadtkreuzung an, die Vorderseite liegt am Eingang zur Fußgängerzone. Der Lappan war einst der Glockenturm der ehemaligen Heilig-Geist-Kirche, an die er angebaut – „angelappt“ – war.

An Stelle der Kirche schließen sich heute mehrere Gebäude an den Lappan an. Im hinteren Teil war viele Jahrzehnte ein handwerklicher Schmiedebetrieb, in dem Gerätschaften aus Metall hergestellt wurden. Eingerichtet wurde die Werkstatt im Jahr 1900 vom Hofschmied Karl Hallerstede. Später wurde sie von Schmiedemeister Johann Heinrich Meyer weitergeführt. Aus seiner Werkstatt stammt das Fundstück in unserer Sammlung: mehrere Hufeisen aus den 1930er Jahren.

Das sogenannte Schmiedeamt (Amt = Zunft), Zusammenschluss der Schmiedemeister, wurde bereits 1383 erstmals urkundlich erwähnt. Damit war es in Oldenburg nach dem Bäckeramt die älteste Handwerkerorganisation. Traditionelle Schmieden, wie es sie früher in fast jedem Dorf gab, sind inzwischen verschwunden. Auch an der modernen Lappan-Kreuzung ist heute kaum mehr ein klassischer Handwerksbetrieb vorstellbar. Und schon gar nicht eine Schmiede, in der Hufeisen für Nutzpferde hergestellt werden, die Karren zum Transport von Waren bewegen. In den 1930er Jahren, als die Hufeisen entstanden, waren Automobile zwar bereits im Aufwind, für viele jedoch noch unerschwinglich. In Europa eroberten Autos vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg rasant die Straßen. Bis dahin waren Pferdefuhrwerke oft das Mittel der Wahl für den Warentransport.

Ein wenig können die heute an dem Gebäude Vorbeieilenden noch von dem früheren Betrieb erkennen. 1980 übernahm die Kunstschmiedin Edda Sandstede die Werkstatt. Seit ihrem Ruhestand 2018 arbeitet der Metallgestalter Jörg Ridderbusch in den Räumen.