Fundstück: Gästebuch

Erstes Besucherbuch des Stadtmuseums Oldenburg

Text: Franziska Boegehold-Gude

Das Oldenburger Stadtmuseum verdankt seine Existenz dem Kaufmannssohn und Kunstsammler Theodor Francksen (1875-1914). Er machte im Jahr 1910 seine private Kunst- und Geschichtssammlung der Öffentlichkeit zugänglich, indem er ein „oldenburgisch-kulturhistorisches Museum“ eröffnete, wie er es nannte. Francksen, der schon als Kind an Tuberkulose erkrankt war, musste sein Studium aufgrund seiner schlechten Gesundheit früh abbrechen und war gezwungen, die meiste Zeit zuhause zu verbringen. Da er sehr kunst- und kulturinteressiert war, machte er sich fortan daran, einen großen Teil seines Elternhauses nach Themen- und Epochenräumen einzurichten. Seine verstorbenen Eltern hatten ihm ein großes Vermögen hinterlassen, das ihm als Basis für seine Kunstankäufe diente.

Als Francksen 1908 die Villa nebenan noch dazu kaufen und anfangen konnte, sie ebenfalls museal einzurichten, entschied er sich, den Schritt zu einer Eröffnung eines privaten Museums zu wagen. Er wollte die von ihm zusammengetragenen Gemälde, Grafiken, Möbel, Keramiken, geschichtlichen Objekte und anderes mehr einer größeren Öffentlichkeit präsentieren und sicher auch zeigen, welche Schätze „aus aller Welt“ sich bei ihm versammelten. Am 24. September 1910 gab Francksen eine kleine Feier zur offiziellen Eröffnung des Museums. Gefeiert wurde nicht im großen Rahmen mit Vorträgen und Musik, wie es heute oft in Museen gemacht wird, sondern in kleinem Kreis an einer Kaffeetafel in der sogenannten Roten Halle, die auch heutigen Besucherinnen und Besuchern offen steht.

Neben einem Foto dieses Ereignisses hat sich das erste Gästebuch des Museums erhalten, in dem die Eintragungen am Eröffnungstag beginnen. Einleitend schreibt Francksen: „Zur Erinnerung an froh verlebte Stunden, bei der Einweihung der Burg Schartekenhausen am 24. Sept. 1910 zeichnen sich als erste Gäste ein…“. Darauf folgen die Namen der Anwesenden. Besucher der kleinen Eröffnungsfeier waren eine Tante, Cousinen, deren Kinder und Almuth und Karl Fuhrken, enge Freunde von Theodor Francksen. Die Bezeichnung des Museums als „Burg Schartekenhausen“ zeigt, dass Francksen die Öffnung des kleinen Museums nicht zu ernst nahm. Scharteke ist ein abwertendes Wort für ein altes, wertloses Schriftstück oder Buch – das Museum also ein Ort mit lauter altem Zeugs.

Während man heute im Museum in einem Gäste- oder Besucherbuch auch dazu aufgefordert ist, Kommentare zu hinterlassen, wie einem die Ausstellung gefallen hat oder was man sich für die Zukunft wünscht, enthält das erste Gästebuch des damals noch Heimatmuseum genannten Hauses lediglich die Unterschriften der Besucherinnen und Besucher. Es wurde bis zum 18. April 1938 geführt. Kurz darauf starb Helene Knoche, die langjährige Haushälterin Theodor Francksens und gute Seele des Hauses. Sie hatte ihn auf seinen Reisen nach Italien begleitet, das große Haus geführt und Francksen in seiner Krankheit gepflegt. Nach dem Tod Francksens hatte sie ehrenamtlich das Museum weiter geführt, das er der Stadt mit der Auflage vererbt hatte, es als Stadtmuseum zu erhalten. Helene Knoche, die auf dem Foto der Einweihungsfeier die Kaffeekanne hält, hat übrigens selbst nicht im Gästebuch unterschrieben, ebenso wie auch Francksen. Sie waren schließlich Mitarbeiter bzw. Leiter des Museums.