Fundstück: Altarbemalung

Malerei am Blankenburger Flügelaltar

Text: Franziska Boegehold-Gude

In der stadtgeschichtlichen Dauerausstellung befindet sich der sogenannte Blankenburger Flügelaltar. Der Altaraufsatz mit zwei beweglichen Flügeln, der ursprünglich in der Klosterkirche Blankenburg stand, stammt wohl aus der Zeit 1520/1525 und wird der Bildhauerwerkstatt des sogenannten „Meisters von Osnabrück“ zugeordnet. Der Aufsatz wurde nach der Zerstörung zweier Vorgängermodelle hergestellt. Der Sockel fehlt heute. Zu sehen sind geschnitzte Szenen aus dem Leben Jesu: Darstellungen aus seiner Kindheit und dem Leiden und Sterben Jesu Christi.  

Der Altaraufsatz besteht aus einem feststehenden Mittelteil mit zwei beweglichen Flügeln. In seiner ursprünglichen Nutzung waren die Flügel alltags geschlossen und nur an Sonn- und Feiertagen wurde das bemalte Schnitzwerk im Inneren gezeigt. Im Museum wird durchgängig diese Feiertagsansicht präsentiert, so dass die Außenseiten der Flügel nicht sichtbar sind. Die Alltagsseite war in der Regel ebenfalls bemalt, damit auch an Werktagen etwas zu sehen war. Beim Blankenburger Altar hat sich nur die Bemalung des rechten Flügels erhalten, die für die Ausstellungsbesucherinnen und -besucher unsichtbar bleibt.

Zu sehen ist mit der Beweinung Christi eine typische Darstellung in der religiösen Kunst. Auch auf der Feiertagsseite findet sich diese Szene wieder. Das Motiv zeigt den toten, gezeichneten Jesus Christus nach der Abnahme vom Kreuz, das im Hintergrund zu sehen ist. Neben ihm kniet betend seine Mutter Maria. Im Vordergrund liegen Teile eines Skeletts als Todessymbole und die Dornenkrone, die Jesus vor seinem Tod tragen musste. Typischer ist die Darstellung der Beweinung mit mehreren Trauernden, darunter der Evangelist Johannes und Maria Magdalena, eine Begleiterin Jesu. So ist die Szene auf der Feiertagsseite zu sehen.

Der Flügelaltar erzählt von dem ehemaligen Kloster Blankenburg, das am östlichen Stadtrand von Oldenburg lag. Heute befindet sich auf dem Gelände eine gemischte Bebauung aus verschiedenen Zeiten. Das Dominikanerinnen-Kloster wurde Ende des 13. Jahrhunderts gegründet und hat über die Jahrhunderte eine vielfältige Nutzung erfahren. Nach seiner Auflösung im Zuge der Reformation 1577 diente das Kloster kurze Zeit als Brauhaus, dann als Armen- und Waisenhaus und als Pflegeanstalt. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden hier vermutlich Verbrechen an psychiatrischen Patienten begangen. In jüngerer Zeit wurde die Anlage als städtisches Altenheim und Asylbewerberheim genutzt. Seit 2015 befindet sich dort eine Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Der Altar ist eine Leihgabe des Bezirksverbands Oldenburg an das Stadtmuseum.