Hinweise zum Skizzenbuch
Das Skizzenbuch von Reinhard Dalwigk zu Lichtenfels liegt fragmentarisch vor. Es zeigt deutliche Beschädigungen durch die Entnahme von Blättern. Aus der Schenkung des Buchhändlers Hans Borcholte(1) aus dem Besitz von Julie von Witzleben konnten durch die Beschäftigung mit dem Skizzenbuch weitere Blätter, die der Mappe entnommen wurden, zugeordnet werden. Im Archiv des Stadtmuseums findet sich ein Album von Julie von Witzleben mit kolorierten Stahlstichen und Fotos. Dieses Album und die Blätter mit den Ansichten Dalwigks hat Hans Borcholte 1925 dem Stadtmuseum überlassen. Julie von Witzleben war Hofdame am Hofe des Großherzogs. Es konnte noch nicht geklärt werden, wie die Zeichnungen in ihren Besitz gelangten. Wünschenswert wären weitere Hinweise hinsichtlich des Lebenslaufs von Julie von Witzleben, die die Verbindung zur Familie Dalwigk beschreiben könnten.(2)
Ausgestorben trauert das Gefilde,
Keine Gottheit zeigt sich meinem Blick.
Ach, von jenem lebenswarmen Bilde
Blieb der Schatten nur zurück.
Dalwigk wählte den Vers „Schöne Welt, wo bist du? Kehre wieder" aus Schillers Gedicht „Die Götter Griechenlands" aus dem Jahr 1788. Dieses Gedicht erregte nach Erscheinen wegen seiner Kritik an der christlichen Religion großes Aufsehen.(3) Es wurde 1800 in den kritischen Schlussversen überarbeitet und entschärft.(4) In seinen Aufzeichnungen finden sich keine Bemerkungen, die Rückschlüsse auf diese Wahl zulassen. Dalwigk war hochgebildet und belesen; ob ihm die ursprüngliche Fassung bekannt war, wissen wir nicht.(5)
Eine Seite aus der Mappe Dalwigks. Die in der Mappe befindlichen Zeichnungen sind auf dem Karton beschriftet. Bei den Zeichnungen, die der Mappe entnommen wurden, fehlen Karton und Beschriftung. Sie wurden hier anhand der älteren Literatur zugeordnet. Ähnliche Ansichten finden sich bei „Amand Freiherr von Schweiger-Lerchenfeld, Griechenland in Wort und Bild, Leipzig 1887" und bei „Gerhard Rodewald, Magnus von Stackelberg, in: Otto Magnus von Stackelberg, Berlin 1959".
Eine lose Seite aus der Schenkung von Witzleben. Der Karton, auf den das Blatt aufgebracht ist, ist identisch mit dem der Mappe. Die restlichen Blätter der Schenkung sind in einem später hergestellten Passepartout gesichert, aus dem sie noch nicht herausgelöst wurden.
1 Buchhändler Hans Borcholte war Inhaber der vormaligen Schulzeschen Hof-Buchhandlung, Innerer Damm 11. Dem Album liegt ein Zettel bei mit der Aufschrift „Geschenk von Hr. Buchhändler Borcholte für das Heimatmuseum Mai 1925 aus dem Nachlaß von Frl. Julie von Witzleben". Das Heimatmuseum ist der Vorgänger des Stadtmuseums Oldenburg.
2 Julie Louise Georgine von Witzleben, geb. 19.05.1848, gest. 15.08.1912, war die Tochter von Adam Rochus Ernst von Witzleben und seiner Ehefrau Josephine Theophile von Witzleben. (Family search, Stichwort: Rochus von Witzleben, dort als Tochter erwähnt). Sie war Hofdame am Oldenburger Hof (Hof- und Staatshandbuch 1879, S. 19) und lebte später mit ihrer Schwester Marianne von Witzleben am Cäcilienplatz 2 in Oldenburg (Stadtadressbuch 1909). Marianne von Witzleben, geb. 20.04.1852, verstarb 1924 (genaues Datum wurde noch nicht ermittelt). Ein Jahr später erfolgte die Schenkung des Skizzenbuches an das Heimatmuseum.
3 Das Gedicht wurde 1788 veröffentlicht. Die Passage im Schlussvers:
"Da die Götter menschlicher noch waren, waren die Menschen göttlicher" wurde als Religionskritik aufgefasst. (Astrid Nettling, Deutschlandfunk, Archiv, 27.11.2015: „Unter der Hülle der Religion liegt das Göttliche" – Friedrich Schillers ästhetische Erziehung des Menschen).
4 Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Vorlesungen über die Ästhetik, 1835-1838, Kapitel b: Übergang ins Christliche erst Gegenstand der neueren Kunst.
5 Dalwigk leitete ab 1865 bis 1893 das Oldenburger Theater, war im Vorstand des Kunstvereins und Mitgründer der Literarischen Gesellschaft. (Hans Friedl, Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg, Oldenburg 1992, S. 139 f.)