Stadtgeschichte

Geschichte des Pulverturms

Der Pulverturm am Schloßwall ist das einzige noch erhaltene Bauwerk der Oldenburger Stadtbefestigung. Es ist ein altes Gemäuer aus vergangenen Tagen, das in der Geschichte Oldenburgs eine genauso interessante Entwicklungsgeschichte aufweist wie z. B. der Lappan oder das Degode-Haus am Marktplatz.

Die Geschichte des Pulverturms beginnt im Jahr 1529, als Graf Anton I. von Oldenburg (1505–1573) die militärischen Einrichtungen der Stadt erneuern ließ. So wurde ein ringförmiges Graben- und Wallsystem angelegt, Rondelle, Rundtürme und Torwerke schützten die Stadt. Der Pulverturm, zu jener Zeit „Großer Zwinger vor dem Eversten Tor“ genannt, sollte ein Eindringen der Feinde von der Westseite in die Stadtmauern verhindern, wie die „Hamelmannsche Chronik“ von 1599 erwähnt. Insgesamt gab es fünf Stadttore und zwar das Dammtor, Everstentor, Haarentor, Heiligen-Geist-Tor und das Stautor.

Vom Geschützturm zum Pulverturm und späteren Eiskeller

Als Geschützturm – ein einfacher flacher Rundbau aus roten Backsteinen, der nicht überdacht war – bot er den Verteidigern mit einer Mauerdicke von 1,60 m sicheren Hinterhalt. Bestätigt wird diese Aussage durch die Stadtansicht von Pieter Bast aus dem Jahr 1598. Hier ist an dem Standort des Pulverturms ein geschlossenes Rondell zu erkennen. In einer Legende heißt es, dass sich unter dem Fundament des Zwingers ein großes Gewölbe befand, von dem zwei unterirdische Gänge wegführten. Soldaten, die sich durch den Feind bedroht fühlten, konnten diese zur Flucht nutzen.

Während der Regentschaft von Graf Anton Günther (reg. 1603-1667) wurde der Pulverturm weiter ausgebaut und bekam eine Überdachung. Die früheste Darstellung des Pulverturms mit Kegeldach findet sich 1625 im Deichatlas von Johann Conrad Musculus. In den Jahren 1667 bis 1773 stand die Stadt unter dänischem Einfluss. In dieser Zeit wurde die Funktion des Geschützturms durch die des Pulverturms abgelöst und er diente dann als Vorratsraum für Waffenmunition.

Nachdem auch diese Ära beendet war und gleichzeitig 1816 das Everstentor mit seinen Brücken und Gewölben abgerissen und im Jahr 1840 die angelegten Wälle in der Stadt abgetragen wurden, fand der Pulverturm als Lagerraum für die Schlossküche Verwendung. Als so genannter „Eiskeller“ ging er jetzt namentlich in die historischen Schriften ein. Um ihn herum entstanden wunderschöne Promenaden, die von dem Hofgärtner Julius Bosse unter Großherzog Paul Friedrich August (reg. 1829 bis 1853) angelegt wurden. Dem Großherzog ist es zu verdanken, dass der Pulverturm nicht abgerissen wurde. Er erkannte die Besonderheit dieses Bauwerks und wollte den Turm als interessantes Gebäude aus vergangener Zeit der Nachwelt hinterlassen.

Kulturelle Nutzung unter Denkmalschutz

Die Nutzung des Pulverturms als Eiskeller endete um 1900. Im Jahr 1951 erfolgte eine Bauaufnahme des Pulverturmes durch die Staatsbauschule. 1964 ging der Pulverturm vom Land Niedersachsen in das Eigentum der Stadt Oldenburg über und es begannen Instandsetzungsarbeiten an der durch Witterungseinflüsse beschädigten Kuppel. Am 21. Juli 1966 wurde der Pulverturm unter Denkmalschutz gestellt. 1985 wurde der Pulverturm dann zum archäologischen Denkmal erklärt. 1992 fanden Grabungen zur Untersuchung der Fundamente des Pulverturms statt. Die Grabung wurde 1993 vom Institut für Denkmalpflege Hannover in Zusammenarbeit mit der Stadt Oldenburg auf einen größeren Bereich ausgedehnt. Hierbei wurden Reste der Stadtmauer des frühen 16. Jahrhunderts, der Festungsanlage von 1750 und von einer Einfriedungsmauer aus dem 19. Jahrhundert gefunden. 1995 bis 1996 wurden Restaurierungs- und Rekonstruktionsmaßnahmen an dem Pulverturm und an den aufgefundenen Mauerresten durchgeführt.

Seit 1996 wird der Pulverturm für kulturelle Zwecke genutzt. Mit der Ausstellungsreihe „Keramik im Pulverturm“ wurde ein Nutzungskonzept geschaffen, das einmalig für ein solches Bauwerk in Deutschland ist. Als Forum der Nachwuchskünstlerförderung bietet das Stadtmuseum Oldenburg jungen begabten Künstlern die Möglichkeit, innovative Positionen der Keramik vorzustellen. Zur Keramikausstellung werden öffentliche Führungen und ein museumspädagogisches Begleitprogramm für Kinder angeboten.

Maße des Oldenburger Pulverturms

Höhe: 8,20 Meter über dem Erdboden
Breite: 11,90 Meter
Innendurchmesser unterer Raum: 5,90 Meter
Innendurchmesser oberer Raum: 8,30 Meter
Lichte Höhe: 6,10 Meter